Yves Montand, im Rampenlicht

Er betritt die Bühne, die schlanke Silhouette, das gegelte Haar, der charmante Blick. Yves Montand ist in erster Linie eine Präsenz. Ein südländischer Akzent, eine tiefe und warme Stimme, ein natürlicher Swing. Weit entfernt vom Glitzer verkörpert er die Eleganz des Volkes. Seine Karriere als Sänger begann in der Nachkriegszeit, doch sein Einfluss reicht über die Jahrzehnte hinaus.
Ivo Livi, so sein richtiger Name, wurde 1921 in Monsummano in der Toskana als Sohn italienischer Einwanderer geboren, die sich in Marseille niedergelassen hatten. Sein Vater ist Antifaschist und flieht vor Mussolini. Der kleine Ivo wächst in den Armenvierteln der Hafenstadt Phokéen auf. Mit elf Jahren verlässt er die Schule und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch – als Hilfsarbeiter, Friseur oder Kellner. Aber er singt bereits. In den Kinos des Viertels imitiert er Charles Trenet und Maurice Chevalier. Die Bühne zieht ihn wie ein Magnet an.
Ein Schicksalsmoment: Piaf entdeckt ihn
Sein Aufstieg begann in Paris während des Krieges. Im Jahr 1944 wird Edith Piaf auf ihn aufmerksam. Sie nimmt ihn unter ihre Fittiche, bildet ihn aus und liebt ihn auch. Dank ihr verfeinerte er seinen Stil und gewann an Selbstvertrauen. Montand nimmt die Haltung des Arbeiter-Crooners ein: ein dunkler Anzug, Lieder voller einfacher Bilder, die vom Alltag der einfachen Leute erzählen.
Sein Repertoire? Es vermischt Realismus und Zärtlichkeit. „Les feuilles mortes“, geschrieben von Prévert und Kosma, wird zu seinem Markenzeichen. Montand komponiert es nicht, aber er verkörpert es. Er verwandelt sie in einen Klassiker. Seine klare und tiefe Diktion verleiht den Worten eine seltene Dichte. Weitere Titel folgen: „C’est si bon“, „À Paris“, „La bicyclette“, „Syracuse“. Jedes Lied ist ein Bild, eine Reise, die oft nostalgisch ist.
Zwischen Leinwand und Mikrofon
Aber Montand ist nicht nur ein Sänger. Er ist ein Interpret. Auf der Bühne begnügt er sich nicht damit, zu singen: Er lebt die Texte. Er bewegt sich anmutig, skizziert Tanzschritte, tritt in einen Dialog mit dem Publikum. Er ist einer der ersten, der aus der Gesangsrunde eine komplette Show macht. Und er exportiert. Broadway, Moskau, Tokio: Er singt überall, auf Französisch, seiner Sprache treu. 1959 ist er sogar der erste westliche Künstler, der nach dem Krieg in der UdSSR auftritt.
Seine musikalische Karriere wurde zeitweise unterbrochen, da er vom Filmgeschäft verschlungen wurde – Costa-Gavras, René Clément, Alain Resnais, Claude Sautet… Dennoch kehrte er immer wieder zum Chanson zurück. Im Jahr 1981 trat er nach 20 Jahren Abwesenheit wieder im Olympia auf. Er ist über sechzig Jahre alt, aber seine Energie ist ungebrochen. Das Publikum jubelt ihm zu.
Eine Stimme bleibt
Yves Montand starb 1991 im Alter von 70 Jahren mitten in Dreharbeiten. Seine Stimme hallt jedoch weiter. Sie überdauert die Generationen, getragen von einer intakten Aura. Montand verkörpert das Frankreich der Nachkriegszeit: arbeitsam, sentimental, weltoffen. Ein Frankreich, das noch an die Tugenden des Fortschritts und die Schönheit einfacher Worte glaubte.
In einer von Lärm gesättigten Welt bleibt Montand eine Stimme. Eine Stimme, die leise singt, aber genau ins Schwarze trifft